Montag, 26. Februar 2007

Prolog - Das Königreich

.
Der Krieg näherte sich seinem Ende und das einst so wunderschöne Land Tirnanòg konnte die Spuren der Schlacht nicht verbergen.
Wo noch vor wenigen Wochen imposante Wälder standen, zeigte sich nun rußbedeckte, schwarze Erde, sobald die Feuer erloschen waren. Die zahlreichen Bäche und Flüsse, die sich normalerweise durch das gesamte Land schlängelten, waren verschmutzt oder ausgedorrt. Alle Felder waren vernichtet, die Wiesen zertrampelt, die Dörfer verlassen.

Allein das Zentrum des kleinen Landes, das Schloss Phoibe, stand noch gewohnt an seinem Platz.
Die vielen Türme und der große Garten ringsherum, boten einen herrlichen Anblick. Mit seinen hellen Außenmauern und zahlreichen Lichtquellen wurde es seinem Namen vollkommen gerecht.
Doch,... wie lange mochte dieses wundervolle Bauwerk den Angriffen noch stand halten?
Ohne Verteidigungssysteme oder gar Waffen, war es seinen Feinden hilflos ausgeliefert.
Niemand in Tirnanòg hätte je gedacht, dass solch ein Tag einst kommen würde... ein schwarzer Tag für das gesamte Königreich!

Vor drei Monaten wurde Tirnanòg angegriffen. Es war der Clan der Formoren, die auf der Suche nach Macht und Reichtum, alles zerstörten, das sich ihnen in den Weg stellte. Ihre Soldaten verbreiteten Angst und Schrecken... Die Masken, die sie beim Kampf trugen, glichen hässlichen Bestien. Sie waren aus Holz geschnitzt, mit Blut und Kohle bemalt. Einige Kämpfer trugen sogar Hörner.
Viele Menschen glaubten leibhaftige Teufel vor sich zu haben.
So war es kaum verwunderlich dass sie aus ihren Dörfern flohen um der „übernatürlichen“ Gefahr zu entkommen.

Nun standen sie versammelt um das Schloss und es herrschte eine beunruhigende Stille.
Die königlichen Ritter waren bereits bis auf wenige dezimiert worden. Unter ihnen befand sich auch der König selbst. Thelian le bien Royale war der jüngste König seit Anbeginn Tirnanògs.
Eine schlimme Krankheit hatte erst vor wenigen Wochen seinen Vater getötet.
Man könnte meinen Thelian wäre ein Mädchen gewesen. Von Kindesbeinen an war er sehr zierlich und, wie einige Leute behaupteten, ziemlich schwächlich. Seine einfühlsame Art und sein freundliches Wesen machten ihn jedoch bei all seinen Untertanen beliebt. Doch solch ein Mensch ist nicht für den Krieg geeignet.
Dem König zur Seite stand ein langjähriger Freund der Familie. Lord Ismail von Lanilor war bereits der Berater des verstorbenen Königs und nun half er dessen Sohn, wo er nur konnte.
Die Royales und die Lanilor waren schon ebenso lange befreundet, wie das Königreich Bestand hatte.

Als es kaum noch Hoffnung auf einen Sieg gab, befahl Lord Ismail den König fort zu bringen.
Es wäre nicht klug gewesen ihn weiter dieser Lebensgefahr auszusetzen.
Wenn das Reich eines Tages wieder aufgebaut werden sollte, brauchte es einen König!
Aber Lord Ismail trug nicht nur Sorge um das Wohl des Landes und dessen Regenten. Auch seine eigene Familie musste er schützen...
So ließ er die Kinderfrau seines Sohnes Iberian rufen. Sie sollte dieses Land verlassen und das Kind aufziehen, als wäre es ihr eigenes. Bereits ahnend, dass er seinen Sohn niemals wiedersehen würde, gab er der verängstigten Frau noch eine Bitte mit auf ihren langen Weg. Sie sollte ihn und ihr Heimatland in Erinnerung behalten und seinem Sohn alles erzählen, was vorgefallen war, sobald er alt genug wäre. Auch gab er ihr die Familienchronik mit, auf dessen Einband das Familienwappen prangte.. So machte sich die Kinderfrau auf den Weg.

Da Ismails Frau bereits bei der Geburt des Sohnes gestorben war, wusste er nun alle seine Lieben in Sicherheit. Noch bevor das Paar aus Kind und Amme an der Grenze des Reiches angelangt war, konnte die verängstigte Frau von weitem erkennen, wie ein Turm des Schlosses nach dem anderen umfiel, als wären sie aus Papier. Die Formoren beschossen das Bauwerk mit riesigen Steinschleudern. Es blieben nur Trümmer übrig.

Schweren Herzens, mit Tränen in den Augen und dem wimmernden Kind im Arm lief sie weiter Richtung Süden. Sie hoffte sehnlichst eines Tages hierher zurückkehren zu können, doch tief in ihrer Seele spürte sie, dass sie das Land ihrer Jugend nie wieder würde sehen können...
.

Keine Kommentare: